Führung Hochstraße Ludwigshafen – 6. 4. 2018

Hochstraße von unten mit rotem Schutznetz, Foto B. Ritter Die erste Hochstraße (heute Süd) war 1959 noch eine Sensation in Europa. Bei der Hochstraße Nord - ebenfalls in den 1950er konzipiert, fertiggestellt 1981 – ist die Begeisterung bereits verflogen: die Verlegung des Hauptbahnhofs, enorme Folge-Kosten, auch durch bald notwenige Sanierung, und die „Unorte“ unter den Hochstraßen. Dr. Stefan  Mörz, Leiter des Stadtarchivs, zeigte noch mehr Verkehrsplanungen auf, die glücklicherweise nicht verwirklicht wurden, z.B. in der Heinigstraße. Weichen mussten auch etliche Industriebetriebe: z.B. Grünzweig und Hartmann, Benkieser und die Spritfabrik Berkel. Fotos von Ludwigshafen vor dem Bau der Hochstraße Nord und heute waren frappierend.

Unser Weg führt vom Stadtteilbrunnen unter die Hochstraße, bei der gerade neue „rote Teppiche“ angebracht werden. Weiter geht es durch die Unterführung bei der geschlossenen U-Bahnstation, über den Danziger Platz und die Jaegerstraße zum Hintereingang des Rathauscenters. Diese monumentale Perspektive mitsamt dem Parkhaus feuert die zahlreichen Fotografen an. Von der obersten Plattform des Parkhauses hat man die Hochstraße auf Augenhöhe. Schade, dass die oberen Stockwerke des Rathauses wegen Baufälligkeit nicht mehr betreten werden dürfen.

In der Dessauerstraße erfahren wir, dass die bizarre Bebauung, die wie eine bewohnbare Schallschutzmauer durchaus effektiv und ausgesprochen beliebt ist. Bei Würfelbunker taucht man in eine andere Welt: keine Häuser mehr in Sicht, nur noch Straßen und Brücken, wie ein Haufen Spaghetti, aber erst Mal geradezu unwirklich ruhig. Amseln singen. Bis dann plötzlich mit ungeheurem Quietschen die Straßenbahn von der Kurt-Schumacher-Brücke herunter donnert und im Untergrund verschwindet – der akustische Höhepunkt der Veranstaltung.

Die Wege sind alle legal, aber nicht einmal die alteingesessenen Ludwigshafener waren vorher schon mal an diesen Orten. So wie es aussieht, werden sie auch noch einige Jahre erhalten bleiben.

Fotos: Barbara Ritter

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