Diffené-Brücke im Mannheimer Industriehafen

Diffené-Straße 10
68169 Mannheim

Die Diffené-Brücke erschließt den Industriehafen und die Friesenheimer Insel vom Stadtteil Luzenberg her. Sie überquert den Altrhein und bildet mit dem dazu gehörenden Damm das östliche Ende des Industriehafens.

Die drei gewaltigen, leuchtend roten Ausleger dieser modernen Waagenbalkenbrücke dienen als Gegengewichte, wenn die beiden unabhängig von einander beweglichen Brückenteile (die eine für Bahn-, die andere für Autoverkehr) über Fernbedienung nach oben geklappt werden.

Die 1988 erbaute Brücke löste eine ehemalige Drehbrücke am Ende des Industriehafens ab, die 1902/03 gebaut worden war. Man hat sie nach dem damaligen Präsidenten der Handelskammer Phillip Diffené benannt. Sie ist eine der großen Klappbrücken in Deutschland.

Nutzung (ursprünglich)

Brücke für Autos, Straßen- und Eisenbahn und Fußgänger

Nutzung (derzeit)

Brücke für Autos, Eisenbahn und Fußgänger

Geschichte

Der Industriehafen

Die Brücke war und ist integraler Bestandteil des städtischen Industriehafens in Mannheim. Als Rhein und Neckar für die Großschifffahrt ausgebaut wurden, und Mannheims beherrschende Stellung im Handel zu schwinden drohte, begann die Stadt auch die Industrie zu fördern und eng an die Stadt zu binden. Zwischen 1895 und 1907 legte sie deshalb den Industriehafen für die Ansiedlung von Betrieben, Lagern und Fabriken an, die die ankommenden Waren direkt weiterverarbeiteten.

Die Stadt baute dazu den alten Flusslauf des Rheins und die frühere Neckarmündung aus, ein Gewässer, das bis dahin vor allem als Floßmarktplatz gedient hatte. Betriebe konnten hier günstig Grundstücke erwerben. Der Hafen war von Anfang an ein Erfolg. Bis in die 1920er Jahre entstand am Industriehafen z.B. das größte süddeutsche Industrie-Mühlenzentrum. Der Floßhafen wurde weiter in den Altrhein verlegt und verschwand bald ganz.

Die erste Brücke

Die ursprüngliche Brücke, 1902/03 von der Firma Grün und Bilfinger und der Brückenbauanstalt Gustavsburg als Drehbrücke erbaut, war 60 Meter lang und 15 Meter breit. Die stählerne Fachwerkkonstruktion hatte neben zunehmendem Schwerlastverkehr von 1912 bis 1956 auch die Straßenbahnen zu tragen. Die Kosten hatten die Eisenbahnverwaltung und die Stadtverwaltung geteilt. Neben der Dreh-Brücke gab es einen Floßdurchlass (siehe historische Karte). Nach insgesamt 15 000 Drehungen und nachdem aus Sicherheitsgründen die Tragfähigkeit auf 12 Tonnen herabgesetzt worden war, wurde die Brücke 1985 abgerissen und ein Neubau in Angriff genommen. Dazu wurde zunächst eine feste Behelfsbrücke nur für den Eisenbahn- und Fußgängerverkehr gebaut.

Der Neubau

Um Brückenöffnungen zu vermeiden wurde die neue Brücke auf höherem Niveau als die alte angelegt (die Straßenbrücke um 2,5 m, die Bahnbrücke um 1,6 m höher als zuvor). Die Klappbrücken sind aus Stahl und jeweils 28 Meter lang, sie werden von insgesamt drei 120 PS starken Elektromotoren angehoben. Es sieht ausgesprochen beeindruckend aus, wenn die Brücke im Winkel von 82 Grad nach oben zeigt – und erinnert an Filmszenen aus Chicago. Die Brückenkanzel (auf dem Mittelpfeiler zur Altrheinseite) dient nur im Notfall für die Bedingung. Normalerweise wird die Brücke über Fernbedienung durch das Bundsbahnstellwerk des Käfertaler Bahnhofs geöffnet und geschlossen. Die neue Diffenébrücke wurde 1988 dem Verkehr übergeben, sie ist zu einem modernen Markenzeichen des Industriehafens geworden. Sie hat rund 27 Millionen DM gekostet.

1990 wurde sie mit einem Preis der Bundesvereinigung der Straßen- und Verkehrsingenieure „Straßen für den Bürger“ ausgezeichnet. Störungen im Gleichlauf an der Klappbrücke traten bereits 2002 auf, sie wurde auf ein Jahr stillgelegt und grundlegend entrostet, um wieder funktionstüchtig zu sein. (siehe Bericht im Mannheimer Morgen zu den Problemen im Alltagsbetrieb der Brücke vom 23.1.2004 als Download).

Die Umgebung

Längsseits der Brücke bzw. des Dammes hat sich die Segler Vereinigung Mannheim (SVM) mit dem ehemaligen Rheinraddampfer DORDRECHT im Altrhein angesiedelt. Der Verein hat 1961 den 1922 in Mannheim gebauten Dampfer vor der Verschrottung gerettet und zu einer Segelsportanlage umgebaut. An diese geschützte Stelle im Altrhein wurden bis in die 1960er Jahre im Winter die schwimmenden Rheinbadesanstalten geschleppt und dort geparkt. Auch gab es dort früher eine Anlegestelle für Hafenrundfahrten.

Interessant ist die Uferbefestigung von Bilfinger Berger. Die großen schwarzen Metallplatten stammen noch aus dem Jahr 1904, als hier die Zentralwerkstatt gebaut wurde. Der in der Nähe gelegene ehemalige Petroleumhafen, der der Deutsch-Russischen Naphta-Import-Gesellschaft den Zugang zum Wasser ermöglichte, besteht nicht mehr.

Eine Schmucksäule aus Sandstein ist am Ufer auf der Luzenbergseite aus dem Jahr 1907 erhalten. Eine Tafel ehrt aus Anlass der Einweihung die Verantwortlichen in der Bauzeit des Industriehafens: Oberbürgermeister Otto Beck und Stadtbaurat Moritz Eisenlohr. Auf der Luzenberger Seite befindet sich nahe der Brücke im Altrhein das Waldhofbecken, in dem bis in die 1960er Jahre vor allem Kohle für das nahe gelegene Gaswerk angeliefert wurde. Heute ist es eher ein Biotop.

Der Namenspatron

Brücke und Straße sind nach dem Mannheimer Ehrenbürger Philipp Diffené (1833-1903) benannt. Er war bis zu seinem Tode Präsident der Handelskammer für den Kreis Mannheim. Diffené setzte sich für die industrielle Entwicklung der Stadt ein und befürwortete den Bau des Industriehafens von Anfang an. Dieses Lebenswerk wollte die Stadt Mannheim zu Diffenés 70. Geburtstag mit der Ehrenbürgerwürde anerkennen. Doch Diffené starb am 4. Januar 1903, einen Tag vor der geplanten Übergabe der Urkunde. Seine Schwester Clara Reimann war eine große Stifterin in Mannheim. Bereits ihr Vater Heinrich Christian Diffené (1804 bis 1883) war als Oberbürgermeisters und Weinhändlers in Mannheim eine bekannte Größe. In seiner Amtszeit wurde als einer der ersten Betriebe in Luzenberg die Spiegelfabrik angesiedelt

Architekt
Architekt der neuen Brücke: Dipl. Ing. Egon Jux, Darmstadt
Bauzeit / Umbauten
1902/3 und 1986-88
Quellen:
  • Hanspeter Rings: Philipp Diffené. In: Ulrich Nieß, Michael Caroli (Hrsg.): Die höchste Auszeichnung der Stadt: 42 Mannheimer Ehrenbürger im Portrait. Mannheim 2002, ISBN 3926260556.
  • Mannheim und seine Bauten 1907–2007. Stadtarchiv Mannheim 2004
  • Mannheimer Morgen 23. 1. 2004
Denkmalschutz
Nein

THE DIFFENÉ BRIDGE

It is an amazing sight, when the three red heads are lowered and the two Diffené Bridge bascules rise slowly to let a ship pass. The bascules are made of steel, each 28 metres long. They are raised to an angle of 82 degrees by remote control, powered by three electric motors, each with a capacity of 120 hp. In an emergency, the bridges can be operated from the bridge cockpit. Nowadays, the bridge is only opened for traffic when the water level is very high.

Up until 1988, a swing bridge stood where this bascule bridge, with its counter-balance beam, now stands. The swing bridge was built between 1902 and 1903 as a steel truss structure by the company Grün & Bilfinger and the Brückenbauanstalt der MAN (bridge-building institution) in Mainz-Gustavsburg. After a total of 15,000 rotations during the period 1912-1956, the bridge could no longer cope with the trams and the heavy traffic. The new road bridge was set higher up, frequent bridge openings are therefore no longer necessary.

Images

A sandstone pylon, built in 1907, has been preserved. It now stands at the side of the bridge on the Waldhofbecken (Waldorf basin) side. Inscribed on it, is a dedication to the initiator of the industrial harbour, the Mayor Otto Beck, and to the builder, the city architect Moritz Eisenlohr. The bridge is named after Philipp Diffené (1833-1903). He was president of the Chamber of Commerce and wholeheartedly supported the construction of the industrial harbour.

This shows an aerial view from 1927. To the right of the bridge, is a rectangular river swimming-pool with white walls. Directly beyond it, is what is known as the ‘Bastion’, a projecting area with four concrete pylons at the corners. Of these only one remains today.

Images of the panorama

1 The Old Rhine and the mirror factory This is where sand was unloaded for the glassworks Saint-Gobain Glass (1853) which was known locally as "The Mirror". This branch of the French company was the largest cast-glass producer in Europe.

2 Waldhofbecken with the Wasserturm Luzenberg (water tower) The entrance to the Waldhofbecken. Coal was unloaded here for the former gasworks. Remains of the gasworks can be seen from the Hafenstraße. In 1914 the Luzenberg-Schule (school) was built adjoining the water tower, under the direction of City Planning Director Richard Perrey. This tower was in use from 1909 until 1979.

3 Diffenébrücke and Brillux The new Diffenébrücke has been in operation since 1987. The huge red booms that lift the bridge are the landmark of the modern industrial port. The distribution department of the paint factory Brillux is situated in a building that used to be a butter factory.

5 Dorothee Schumacher The famous fashion label company (1989) has converted the factory sheds of these former firms: the cardboard factory Hirschland (1908) and Spangenberg Maschinenbau (mechanical engineering) (1904).

6 The companies on the "Russenkai" (The Russian Quay) The south-eastern shore was named the "Russenkai" after the battle in 1814 between Napoleon and the Prussian and Russian troops. We can see the following factories: Polatbau, a former gypsum factory (1902); Salzkontor, formerly the Weill Röhrenhandel (tube factory) (1911); the Gewerbepark Kungl (commercial park), formerly the Pilo shoe polish and glycerine factory (1903); Hafenpark, formerly a feather-and-down company (1905), and Hutchinson (1900).

Zufahrt

Nächste VRN-Haltestelle: Friesenheimer Insel, Bastion VRN-Fahrplanauskunft

Öffnungszeiten

Immer zugänglich. Geöffnet wird die Bahnbrücke ca. 80 Mal im Jahr, die Straßenbrücke ca. 40 Mal. Warten lohnt sich also nicht unbedingt...

Barrierefrei
Ja
Autor*in
Barbara Ritter
Letzte Änderung

Quelle: www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/diffene-bruecke-im-mannheimer-industriehafen