Ehemaliges Volksbad Mannheim-Friedrichsfeld

Mülhauser Straße 1A
68229 Mannheim

Das ehemalige Volksbad Friedrichsfeld besteht aus einem höheren giebelständigen Haupthaus mit Mansarddach und einem niedrigeren traufständigen Flügel mit Walmdach. Der aus Backstein gemauerte Putzbau erhebt sich auf einem Sockel aus gelbem Sandstein. Die Putzflächen zieren teilweise gitterähnliche Bänder. In den Blendfeldern liegen die Fenster. Der Hauptzugang ist im Mansardgebäude. Die rechte der beiden straßenseitigen Türen führt auch ins Treppenhaus zur oberen Wohnung. Leider entfernte man bei einer der früheren Sanierungsmaßnahmen an den Fenstern die schönen Klappläden. Im Giebel, der als Krüppelwalm ausgebildet ist, befinden sich drei Okuli für die Belichtung des Spitzbodens. Der Flügel wird straßenseitig durch eine große Dreieckgaube betont - möglicherweise ein Hinweis auf die Lage des ehemaligen Heizkessels. Rückwärtig wird die Dachgeschosswohnung durch drei Schleppgauben belichtet. Hier gibt es noch einen weiteren Zugang ins Gebäude. Die vierte Haustür an der Westseite kam erst durch Umbau für die Freiwillige Feuerwehr im Jahre 1978.

Nutzung (ursprünglich)

Volksbad

Nutzung (derzeit)

Aufenthaltsraum für die Freiwillige Feuerwehr, Büroräume des Deutschen Roten Kreuzes, Wohnung

Geschichte

Für die ehemals selbständige Gemeinde Friedrichsfeld, die 1682 als Hugenottensiedlung gegründet und 1930 nach Mannheim eingemeindet wurde, entstand ab 1907 ein öffentliches Badehaus für die Bevölkerung. Die Bedeutung Friedrichsfelds war im 19. Jahrhundert als Verkehrsknotenpunkt durch den Bau zweier Eisenbahnlinien stark gestiegen. Die gute Verkehrsanbindung führte zur Ansiedlung zahlreicher Industrien. Gestiegen ist auch die Bevölkerungszahl von 267 Einwohner im Jahre 1819 auf ca. 2900 Einwohner im Jahre 1907 und auf 3741 Einwohner zu Beginn der Weimarer Republik. Die für den Betrieb eines modernen Badehauses erforderliche Technik war um 1900 allerdings erst in den Anfängen. 1908 wurde Friedrichsfeld durch den Beitritt der Gemeinde zum Zweckverband Neckargruppe an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Im selben Jahr ging der Edinger Wasserturm seiner Vollendung entgegen. Das ca. 450 qm große Reservoir lieferte neben Edingen auch Wieblingen und Friedrichsfeld in einem weitverzweigten Netz das edle Nass und einen gleichbleibenden Wasserdruck in die Haushalte und ins Volksbad. Allerdings bereitete die Kanalisation ab 1900 durch das Fehlen eines Vorfluters Schwierigkeiten. Eine Gasleitung lieferte Warmwasser und Heizung für den Badebetrieb; Licht und Klingel waren elektrisch. Die selbständige Gemeinde Friedrichsfeld erhielt bereits sehr früh Strom durch den Anschluss an das Elektrizitätswerk Rheinau. Das Volksbad hatte keine Schwimmhalle, sondern ausschließlich Kabinen für die individuelle Körperreinigung. In einem hallenähnlichen Raum mit Kappendecken waren 8 Badewannen und 5 Brausen in kleinen Kammern untergebracht.

Neben der Badeeinrichtung beherbergte das Gebäude von Anfang an auch eine Hausmeisterwohnung. 1934 lebte im ersten Obergeschoss der Hausmeister Ewald Faust, 1940 der Heizer Karl Mohr.

1978 wurde der Betrieb stillgelegt, der eingeschlossige Flügel unterteilt und als Schulungs- und Aufenthaltsraum für die Freiwillige Feuerwehr hergerichtet, wobei die gesamte Badeeinrichtung entfernt und an der Westseite ein neuer zusätzlicher Zugang mit Treppe gelegt wurde. Auch die gesamte Technik wurde für die Umnutzung erneuert. Das Erdgeschoss des Hauptbaus beherbergte zu jener Zeit bereits das Deutsche Rote Kreuz. Im Obergeschoss liegt eine Wohnung.

Eigentümer
Stadt Mannheim
Erbauer
Gemeinde Friedrichsfeld
Bauzeit / Umbauten
1907
Quellen:
  • StadtA Mannheim Zug. 44/1980 Nr. 555 (Teilausbau des ehem. Volksbades)
  • Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 3: Die Stadt Mannheim und die Gemeinden des Landkreises Mannheim, Karlsruhe 1970, S. 129-134
Denkmalschutz
Ja
Zufahrt

ÖPNV: Buslinie 43 ab Seckenheim Rathaus, Haltestelle Mülhauser Straße

DB Bahnhof Mannheim-Friedrichsfeld Nord oder Süd

Öffnungszeiten

öffentlich nicht zugänglich

Barrierefrei
Nein
Autor*in
Monika Ryll

Quelle: www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/ehemaliges-volksbad-mannheim-friedrichsfeld