Viele kauften im „Konsum”

Mannheimer Morgen

Ausstellung im Rahmen der Sonderschau zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Einkaufen beim „Konsum“ – das war für Generationen selbstverständ­lich. Der Verein „Rhein-Neckar-In­dustriekultur“ (RNIK) präsentiert vom 25. April bis zum 9. Juni im Technoseum zahlreiche Sammler­stücke, um die Geschichte dieses al­ternativen Wirtschaftssystems le­bendig werden zu lassen. Die Aus­stellung „Hinein in den Konsumver­ein!“ zeichnet die Geschichte der Mannheimer Konsumgenossen­schaft von 1900 bis in die 1980er Jah­re nach. Die Eröffnung findet am Mittwoch, 24. April, um 18 Uhr im Landesmuseum statt. Der Eintritt zur Eröffnungsfeier ist frei. Die Schau ist eine Begleitausstellung zur Landesausstellung „Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiter­bewegung 1863 – 2013“, die noch bis zum 25. August im Technoseum zu sehen ist.

Weil sie nicht länger schlechte Ware zu überhöhten Preisen kaufen wollten, schlossen sich um 1900 in Deutschland insbesondere Arbeiter­familien zu Konsumgenossenschaf­ten zusammen: Den Mitgliedern wurden günstig Lebensmittel und Haushaltswaren von guter Qualität geboten. Die Bewegung wuchs ra­sant, überall eröffneten Konsum-Lä­den – gegen den Widerstand des Ein­zelhandels. Der Mannheimer Kon­sumverein betrieb bereits ab 1904 eine Bier-Abfüllerei und Sauerkraut-Schneiderei, schnell folgten Limo­nadenabfüllung, Großbäckerei und Kaffeerösterei. Im Jahr 1907 schließ­lich folgte auf einem Gelände in der Industriestraße der Bau der Zentrale im Neorenaissance-Stil. Ab 1910 be­lieferten immer mehr Eigenproduk­tionsbetriebe der landesweit vertre­tenen Großeinkaufsgesellschaft

(GEG) die Läden. Diese baute um 1930 im Mannheimer Industrieha­fen die sogenannte „Burg“, eine Pro­duktionsstätte, die im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet wurde und bis heute erhalten ist. Unter dem natio­nalsozialistischen Regime wurden die Konsumvereine gleichgeschal­tet, in der Nachkriegszeit begann eine neue Blüte: Aus Konsum wurde co op. Ende der 1980er Jahre kam durch Konkurrenzdruck und eigene Misswirtschaft schließlich das Aus.

Im Technoseum sehen die Besu­cher einen Original-Lebensmittella­den mit Konsum-Produkten. Mit zahlreichen Exponaten, Fotos, Fil­men und in Gesprächsrunden wird an eine Bewegung erinnert, die Ar­beiterfamilien Hilfe zur Selbsthilfe anbot und ihre Lebensbedingungen positiv beeinflusste. Zur Ausstellung erscheint ein Buch – Preis 10 Euro – das an der Museumskasse oder un­ter buchvertrieb@rhein-neckar-in­dustriekultur.de erhältlich ist. tan

20130418_mm-mitte_020.jpg Ein Festwagen der Konsumgenossenschaft aus den 1920er Jahren. BILD: RNIK

Begleitprogramm zur Ausstellung Konsumvereine zur Ausstellung:

  • 25. April bis 9. Juni, immer mittwochs, 14 bis 17 Uhr: Ehemalige Beschäftigte von Konsum, GEG und co op erzählen.
  • Samstag, 11. Mai, 14 bis 17 Uhr Fahr­radexkursion zu den Stätten von Konsum und GEG im Jungbusch, Bin­nen- und Industriehafen. Treffpunkt: Quartiersplatz, Hafenstraße.
  • Freitag, 24. Mai,, 17 Uhr, Lieder-und Geschichtenabend, Arbeiterkneipe.
  • Samstag, 1. Juni, 10 Uhr (Abfahrt) Schifffahrt mit der „Kurpfalz“: Anle­gestelle Kurpfalzbrücke.
  • Freitag, 7. Juni, 16 bis 18 Uhr Rundgang durch die Gartenstadt, Treffpunkt Freya-Platz. tan

Quelle: www.rhein-neckar-industriekultur.de/presse/viele-kauften-im-konsum