Eisenhüttenwerk Winnweiler – 7. 9. 2018

Eisenhüttenwerk und „Lustgebüsch” Eisenberg und Eisenschmelz Winnweiler

Ein Tag voller Orte und Geschichten rund ums heiße Eisen begann am Morgen mit einer vereinsinternen Führung durch die Gießerei der Firma Gienanth in Eisenberg.

Es brodelt, zischt und kracht und wir erleben hautnah die Dramatik dieses alten Eisenwerks. Auch diesbezüglich Unbedarfte erhalten dank der verständlichen Ausführungen des Leiters der Entwicklungsabteilung Herr Lohr – sofern in diesem Getöse überhaupt etwas zu verstehen ist – einen Eindruck über die Produktionsschritte. Zwar sind die Abläufe maschinenunterstützt, aber es beeindruckt doch, wie viel hier noch mit der Hand gearbeitet wird. Bis zu 700 Menschen arbeiten im Werk. Mit absoluter Präzision werden Gussformen aus Sand gepresst für kleinere Metallteile genauso, wie für riesige Maschinenteile und Motorblöcke. Und die Endkontrolle der Produkte erfolgt Stück für Stück durch menschliche Hände, Augen und Ohren. Auch auf eine umweltverträgliche Produktion wird Wert gelegt, z.B. durch Aufbereitung und Wiederverwertung allen Produktionsabfalls und Nutzung der erzeugten Wärme in der Produktion.

Aus firmeninternen Gründen konnte das klassizistische Herrenhaus zwar von außen aber leider nicht von innen besichtigt werden, so dass der zweite Teil sich auf den Englischen Garten, dem Werk gegenüberliegend, konzentrierte. Der am Hang angelegte Park befindet sich im Privatbesitz und wird vom „Förderverein des Landschaftsparks Friedrich von Gienanth“ erhalten und gepflegt. Dessen Vorsitzender Gunther Biesterfeldt schilderte kenntnisreich die Entstehungsgeschichte der Anlage und deren Entwicklung bis heute. In der vom Förderverein restaurierten Orangerie freuten wir uns über die freundliche Bewirtung durch Frau Biesterfeldt.

Nach einer Mittagspause machte sich die Gruppe auf nach Winnweiler zur Eisenschmelz, die als Urmutter des Gienanth-Imperiums gelten kann und nach einer wechselvollen Geschichte vom aktuellen Besitzer Herr Wieland (Wieland-Schultz GmbH) behutsam restauriert und einer neuen Nutzung - eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten - zugeführt wird. Dessen Mitarbeiterin Frau Rupp-Langer erläuterte die Planungen und gewährte uns - nicht nur für die Fotografinnnen und Fotografen faszinierende - Einblicke in alle Teile des weitläufigen Industriedenkmals. Vom Keller bis zum Dach des hochherrschaftlichen und gut erhaltenen Herrenhauses, über die Werkstätten, bis hin zu den Arbeiterwohnungen durften wir uns umschauen. Herr Werner Rasche, der Vorsitzende des Trägervereins des Jüdischen Museums Winnweiler mit seiner Gienanthabteilung und ein äußerst kompetenter Kenner der Industriellenfamilie und ihrer Entwicklung, begleitete uns und war ein gefragter Gesprächspartner.

Zum gemeinsamen Abschluss entführte uns Ulrike Thomas auf die Burg bzw. den Falkensteinerhof, wo der Tag bei Speis und Trank und einem wunderbaren Blick über die schöne Donnersberglandschaft endete.

Ulrike Thomas

Quelle: www.rhein-neckar-industriekultur.de/content/eisenberg-und-eisenschmelz-winnweiler