Sudhaus der Brauerei Schumacher
Sudhaus einer Brauerei
Wohnanlage
Die Brauereiindustrie entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus dem Handwerk. Denn Bier wurde anfänglich in Gaststätten gebraut, weshalb es in den Städten, aber auch im ländlichen Raum zahlreiche (kleinere) Brauereien gab. Das dort gebraute Bier wurde gewöhnlich nur im eigenen Lokal ausgeschenkt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es dann zu einer Industrialisierung des Herstellungsprozesses. Gleichzeitig war man bemüht, den Absatz des Bieres zu vergrößern. Einem Trend, dem auch kleine Brauereien folgten. So auch die Mosbacher Brauerei Schumacher. Denn das eigentlich in der Mosbacher Altstadt (hinter der Stiftskirche) angesiedelte Unternehmen ließ Ende des 19. Jahrhunderts ein Sudhaus an der Alten Bergsteige (außerhalb der Kernstadt) erstellen.
Die Brauerei Schumacher ging 1887 aus der 1850 gegründeten Brauerei Häffner hervor. Zwei Jahre nach Tod deren Eigentümers Johann Wilhelm Häffner heiratete seine Witwe Luise Häffner den Bierbrauer Ludwig Schumacher. Schumacher gab dem Betrieb seinen Namen und begann ihn zu modernisiern. So ließ er ein neues Sudhaus an der Alten Bergsteige errichten. Nach seinem Tod im Jahre 1908 wurde das Unternehmen von seinem Stiefsohn Robert Wilhelm Häffner weiterbetrieben, der ihm wieder den Namen Häffner gab. Da dessen Sohn Ludwig während des Zweiten Weltkriegs ohne Erben tödlich verunglückte, wurde die Brauerei schließlich von Ludwigs Schwester Elisabeth Heinold übernommen, aber 1952 stillgelegt. Das Sudhaus diente anschließend zeitweilig als Kino, wurde später für Lagerzwecke genutzt und schließlich in den 1990er Jahren in eine Wohnanlage einbezogen. Das Stammhaus in der Altstadt wurde 1961 bei einem Brand schwer beschädigt und anschließend abgerissen.
Erich Weiler, Zur Geschichte der Mosbacher Brauereien, in: Mosbacher Jahresheft 1999, S. 101-128, hier S 109-111.
Gemäß einer Hausmarke dürfte das Sudhaus der Brauerei Schumacher 1887 errichtet worden sein. Für ein Sudhaus typisch verfügt das Gebäude in seiner unteren Hälfte über drei (hohe) Rundbogenfenster. Mitte der 1990er Jahre wurde das ehemalige Sudhaus in eine Wohnanlage einbezogen und wird seitdem zu Wohnzwecken benutzt. Unter dem ehemaligen Sudhaus sollen sich alte Eiskeller befinden.
Reste eines solchen, der aber einer Mosbacher Metzgerei gehörte, finden sich auf dem Grundstück unmittelbar gegenüber des Sudhauses. Dieser wurde vor einigen Jahren freigelegt, ist aber inzwischen durch Bewuchs verdeckt. Zumindest der senkechte Schacht, durch den der Keller im Winter mit Eis befüllt wurde, ist noch erkennbar.