Flott flussabwärts – Mannheim und die Flößerei - 30. 1. 2019

Bericht vom Vortrag am 30. 1. 2019

Die Flößerei ist zugegebenermaßen ein vorindustrielles Thema. Dennoch war das Interesse unserer Veranstaltung in Kooperation mit dem Marchivum am 30.1.2019 riesengroß. Rund 150 Gäste kamen zum überaus interessanten Vortrag der Kulturwissenschaftlerin Sabine Pich, die viele anschauliche Bilder präsentieren konnte. [Bild 01]

Mannheim war ein wichtiger Knotenpunkt für die Flößerei. Noch 1910 beschreibt ein Prospekt des Verkehrsvereins Mannheim die Szenerie des Floßumbindeplatzes auf der großen Fläche des Industriehafens. Er war gleichzeitig Floßmarktplatz, wie auf alten Stadtplänen verzeichnet. [Bild 02]

Im Altrhein wurden die Stämme zu 20 m breiten und bis zu 250 m langen „Steifstücken“ zusammengebunden. „… der Altrhein ist zuweilen mit tausenden von Stämmen übersät. Das Holz kam vom Oberrhein oder vom Neckar Bild4 Die heutige Industriestadt Neckarsulm war beispielsweise einst eine bekannte Flößerstadt mit der Flößerdynastie Dollmann.

Während die Neckarflöße mit etwa 10 Metern relativ schmal waren, - sie mussten z.B. durch die enge Floßschleuse am Bonadieshafen passen Bild5 - sind die Kapitalflöße auf dem Rhein ab Andernach Richtung Holland groß wie Flugzeugträger: 60 Meter breit und 330 Meter lang und bis zu 2,4 Metern tief, mit mehreren Lagen von Holzstämmen übereinander. Bis zu 400 Mann arbeiteten auf einem einzigen solcher Flöße. [Bild 06]

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren hart und unfallträchtig. Auf dem Floß sind Mannschaftsunterkünfte, Küchengebäude und Unmengen von Lebensmittel, oft auch lebende Tiere. Auch Bretter wurden als Fracht mitgenommen. Es hat sicher viel Erfahrung, Kenntnisse und Mut gebraucht, diese „schwimmenden Dörfer“ steuern und bremsen zu können. Mit Rheinromantik hatte das sicher nichts zu tun. [Bild 07]

Nach der Floßfahrt kehrten die Arbeiter meist zu Fuß zurück. Die Flößer arbeiteten im Winter vor allem in der Vorbereitung der Baumstämme und der Stricke, mit denen das Floß gebunden wurde. [Bild 08]

Aber dieser einst geschätzte Beruf starb aus. Holz war als Baumaterial in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht mehr so wichtig. Die Eisenbahn war ein schnelleres Transportmittel, die Dampfschiffe verlangten nach freier Fahrt, sie brachten zudem billigeres Holz von Skandinavien und Übersee zum blühenden Mannheimer Holzgewerbe. 1968 fuhr das letzte Floß auf dem Rhein. [Bild 09]