Hinter den Kulissen im Mannheimer CAPITOL – 20. 11. 2022

Begrüßung im Foyer

Handläufe aus Messing, blank gewienert, Steinfußboden, kunstvoll verlegt. Ein elegantes Entrée eben. Der Charme der alten Tage hat überlebt und strahlt seit der Sanierung im Sommer 2018 wieder in neuem Glanz.

Foyer, Foto @ Capitol
Foto © www.capitol-mannheim.de/ein-virtueller-rundgang-durch-das-capitol

1927 ist das der Eingang zum größten Lichtspielhaus Deutschlands. Den Krieg übersteht es ohne Schaden. Bis Ende 1996 gehen hier Kinofans ein und aus. Dann die Schließung und Gerüchte: Ein Supermarkt interessiere sich für den großen Saal. Das Ende aller Kultur in der traditionsreichen Stätte droht. Doch im September 1998 wird das Haus als Kulturtempel wieder eröffnet. Heute ist das der Eingang zu einem Live- und Eventhaus mit Ausstrahlung weit über Mannheim hinaus und bestem Ruf unter Künstlerinnen und Künstlern aller Couleur.

Vom Kino zum Eventhaus

Es war im Jahr 1927 - als sich die Mannheimer Kino-Dynastie Müller einen lang gehegten Traum erfüllte und einen Filmpalast errichten ließ, der selbst jene in Berlin und München in den Schatten stellen sollte. Ein Bau mit einem ausladenden Portal außen und einer beeindruckenden Kuppel innen. Klassische Formen sollten dominieren, schließlich war der Bauherr ein Fan der Antike. Und so bauten die Müllers an jener Stelle, an der seit 1916 das "Collosseum" auf dem Grundstück des um 1900 erbauten Tanzlokals „Der alte Kersebaum“ gestanden hatte, ihr "Capitol". Architekt Paul Darius entwarf ein 1200 Personen fassendes Theater mit Balkon im Stil der "neuen Sachlichkeit". Die eiförmige Kuppel des Rundbaus hat 25 Meter Durchmesser. Eröffnungsfilm war Murnaus „Sunrise“.

Von Beginn an gehörte eine kleine Bühne zur Grundausstattung des Hauses: Theater wurde im Capitol also schon von Anfang an gespielt. Das Haus feierte rauschende Filmpremieren und Partys. Die große weite Welt war in Mannheim zu Gast. Im Capitol ins Kino zu gehen, war etwas ganz Besonderes: 200 Meter weiter kostete der Eintritt ins "Müllerle", dem kleineren Kino der Müllers, 15 Pfennig; im Capitol dagegen musste man 20 Pfennig und in den Kriegszeiten zwei Briketts berappen.

Den  Zweiten Weltkrieg überstand das Haus wie durch ein Wunder unbeschadet. Dabei wurde die industriell dominierte Neckarstadt am Zusammenfluss von Rhein und Neckar schwer bombardiert. In den Folgejahren wuchs das Capitol mit den Anforderungen der Unterhaltungsrevolution durch das Fernsehen. In den sechziger Jahren wurde eine gewölbte Cinemascope-Leinwand installiert – von ihr schwärmen Filmvorführer noch heute. In den siebziger Jahren änderte der neue Besitzer Dieter Spickert dann das Konzept. Neben dem Film etablierte sich Musik in dem runden Saal, was dazu führte, dass das Capitol in den achtziger Jahren den Ruf als einer der angesagtesten Musikclubs der Region erlangte.

Als jedoch in den neunziger Jahren die Multiplex-Kinos wie Pilze aus dem Boden schossen, geriet das Capitol als Kino ins Abseits. Auch die Konzertveranstalter verloren das Interesse am Haus - oder hatten selbst wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Capitol wurde geschlossen. Ende? Zum Glück nur eine Pause!

Seine Wiedergeburt erlebte das Capitol 1998 als Konzerthaus mit dem ganz besonderen Flair unter der blauen Kuppel. Etwa ein Jahr nach der Eröffnung waren die Stars der nationalen und internationalen Szene im Capitol wieder heimisch: Popstars wie Heather Nova, Altrocker Eric Burdon, Entertainer und Schauspieler André Eisermann, Georgette Dee oder Jazzer Bill Ramsey. Sie alle liebten den Hauch der Nostalgie in dem alten Gemäuer.

Wir sehen uns im Capitol!

Text: www.capitol-mannheim.de/geschichte

Eine Veranstaltung der Initiative 150 Jahre NECKARSTADT